Denn ich, ich kenne
meine Pläne,
die ich für euch habe –
Spruch des Herrn -,
Pläne des Heils
und nicht des Unheils;
denn ich will euch eine Zukunft
und eine Hoffnung geben.
Jer 29,11
Kommunion des Herzens
Als mein Mann und ich uns kennenlernten, lag seine Scheidung bereits zwei Jahrzehnte zurück. Man sagt, dass die Zeit Wunden heilt. Aber das trifft meiner Erfahrung nach nicht auf eine durch Scheidung auseinander gerissene Familie zu! Die Scheidung war ein einschneidendes und verletzendes Ereignis im Leben meines Mannes, seiner Frau und der drei Kinder. Aber zum richtigen Problem wurde alles durch die Wiederheirat meines Mannes mit mir.
Wir versuchten zwar, die Situation für die Kinder abzumildern, indem wir beispielsweise abwarteten, bis diese selbst einen Partner gefunden hatten, aber auch das änderte nichts an den heftigen, ablehnenden Reaktionen gegen unsere Verbindung.
Der Konflikt beginnt ja schon mit der Tatsache, dass mein Mann wegen mir weg von seiner Heimat Schweden nach Deutschland gezogen ist und so zwangsläufig die Kontakte mit seiner Familie abnahmen…
Es war für mich ein langer Prozess, meine Schuld an dieser Situation einzugestehen, denn – so überlegte ich mir oft – an der Scheidung an sich hatte ich ja keine Schuld, weil diese so lange zurücklag. GOTT sei Dank hatte ich eine klare Wegweisung durch die Kirche, durch welche ich verstand, dass meine Heirat mit einem geschiedenen Mann irregulär, also nicht in Ordnung, ist.
Dazu schenkte mir der HERR einige aufrüttelnde Erlebnisse, die die Lehre der Kirche untermauerten und mich meine Schuld wirklich erkennen und einsehen ließen.
Eines dieser Erlebnisse war folgender Vorwurf der Tochter meines Mannes, den sie kurz vor unserer Eheschließung an mich richtete: „Du als Katholikin darfst ja gar keinen geschiedenen Mann heiraten!“ Diese Worte ärgerten mich in jenem Moment als ungebührliche Einmischung, aber ganz tief in meinem Inneren rührten sie an meiner Verantwortung, die ich als gefirmte Katholikin für mein Handeln trage.
Je mehr meine Schulderkenntnis wuchs, desto bedrängender wurde meine innere Situation. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mit meiner Schuld umgehen sollte. Es gab in meinem Umfeld keinen Seelsorger, dem ich mich hätte anvertrauen können, weil ich nicht wusste, wer felsenfest in dieser Sache auf kirchlichem Boden stand. Dieses Kriterium war ganz wichtig für mich, da ich die kirchliche Lehre als richtig erkannt hatte. Deshalb versuchte ich in Büchern (z.B. „Getrennt, geschieden, wiederverheiratet in der Kirche“ vom Referat für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg) zum Thema „Wiederheirat nach Scheidung“ und aus Papstansprachen Hilfe zu dieser Problematik zu finden, was auch bis zu einem gewissen Grad gelang.
Jedoch, das Leben besteht ja nicht nur aus einem Problem, sondern es kommen andere hinzu. Mein „Sündenberg“ wuchs unaufhaltsam. Und dann kam ein Ereignis dazu, in dessen Folge mein Vertrauen zu GOTT immer mehr abhanden kam… Schließlich – nach 10 Jahren - kam ich an einen Punkt, an welchem ich verstand, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich war am Ende meiner Kraft und brauchte dringend Hilfe. Durch eine gute Fügung führte mich unser HERR zu einem Pater, bei dem ich mir sicher sein konnte, dass er mir entsprechend der kirchlichen Lehre helfen würde.
Ich legte ihm kurz dar, weshalb ich gekommen war, aber bevor ich ins Detail gehen konnte, sagte er: „Meine Hände sind aufgrund Ihrer Lebenssituation gebunden. Aber auf Gehorsam ruht Gnade! Sie müssen das alles dem HERRN anvertrauen! ER hilft Ihnen dann sicherlich.“ Ich war total verwirrt: Gerade eben hatte ich ihm gesagt, dass ich kein Vertrauen zu GOTT habe, und trotzdem verlangte er, dass ich alles im Vertrauen GOTT hingeben soll. Das passte überhaupt nicht zusammen! Heute bin ich unbeschreiblich dankbar und glücklich, dass jener Pater so gehandelt hat! Er hat – geführt durch den HEILIGEN GEIST seine eigenen Grenzen erkennend – mich zu unserem wahren RETTER und ERLÖSER geschickt, indem er mich ausdrücklich zur Geistlichen Kommunion ermunterte. Dazu gab er mir die Broschüre „Berufen zu einem Leben in Wahrheit und Liebe“ (von Pfarrer Christoph Haider, Oberhofen im Inntal) in die Hand, in welcher ein entsprechendes Gebet abgedruckt ist.
Nach dem Gespräch ging ich in die nebenan gelegene Klosterkirche, um mich in Vertrauen und Hingabe zu üben. Ich schlug im Gebetbuch ein passendes Gebet auf. Doch nach drei Sätzen schloss ich das Buch mit einem Ruck: „Wenn ich das weiterlese, dann belüge ich mich und GOTT dazu!“ Und in jenem Moment stürzte ich in den düsteren Abgrund in meinem Inneren, der seit 10 Jahren auf mich gelauert hatte. Ich lag in totaler Dunkelheit, machtlos und hilflos und alleine mit der Erkenntnis, dass man Vertrauen nicht „machen“ kann. Dieser Zustand dauerte bis zum übernächsten Morgen. Da sagte mein Mann zu mir beim Frühstück: „Glauben bedeutet immer auch kämpfen, das hat Mutter Teresa gesagt!“ Dieser Satz veranlasste mich, noch einmal in die Klosterkirche zu gehen.
Wieder war Anbetung, und ich kniete mich vor dem HERRN nieder. Diesmal aber nahm ich das Gebet zur Geistlichen Kommunion zur Hand, das der Pater mir gegeben hatte. Und während ich lange das eigentlich kurze Gebet betrachtete, spürte ich, wie das Würgen der vielen ungeweinten Tränen in meinem Hals verschwand und sich eine ungeahnte Ruhe in mir ausbreitete. Der HERR war da, ER war in mir, ohne dass ich es recht verstand! Noch heute entzieht sich vieles von jenem Vormittag meinem Bewusstsein. Ich glaube, das liegt daran, weil die Begegnung so tief in meinem Herzen geschah - an einem Punkt, den ich bis dahin selbst noch nicht kannte.
Ich kann keine Worte finden, mit welchen ich das Geschehen vollkommen treffend beschreiben kann. Aber die beiden Früchte dieser tiefen Begegnung kann ich klar benennen. Die eine Frucht war das Heilende. Die Gegenwart des HERRN machte mir klar, dass ER mich liebt, dass ich IHM wichtig bin. Und die zweite Frucht ist das Verwandelnde: ER verwandelte Hader und Misstrauen in Vertrauen. Und dieses Vertrauen ist die Grundlage für weitere Verwandlung!
Ich kann nur dankbar staunen, wenn ich sehe, wie ER seither mich und mein Leben verändert hat! In ganz alltäglichen Dingen, die ER mir nach und nach bewusst gemacht hat, wenn wir uns in der Geistlichen Kommunion begegnen. Und dazu hat ER mir in SEINER Güte auch ganz besondere Erlebnisse geschenkt.
Eines jener Erlebnisse bezieht sich auf die eingangs erwähnte Tochter meines Mannes und ihren oben erwähnten Vorwurf, den sie an mich gerichtet hatte: Vorigen Sommer half mir unser HERR, ein offenes Gespräch mit ihr zu führen. ER gab mir die Kraft, ihr für den Hinweis zu danken, dass ich als Katholikin gar keinen geschiedenen Mann heiraten darf. Ich sagte ihr, dass dieser Hinweis unter anderem dazu beigetragen hatte, dass ich meine Schuld an der Situation, in der wir nun leben, erkennen konnte.
Dieser Hinweis lag schon 12 Jahre zurück, und trotzdem erinnerte sie sich daran!
Daraufhin erklärte ich ihr, welche Konsequenzen – kirchlich gesehen – diese irreguläre Ehesituation für mich hat. So schwer es natürlich ist, die Sakramente nicht empfangen zu können, in jenem Moment war ich froh, dass ich ihr dadurch zeigen konnte, dass mir ihre Familie nicht egal ist. Bemerkenswert ist, dass sie, obwohl sie nicht katholisch ist, verstehen konnte, was das alles für mich bedeutet. Sie rief sogar spontan aus: „Das ist aber hart von Deiner Kirche!“ Darauf antwortete ich ihr – und es ist für mich ein sehr großes und ergreifendes Geschenk unseres HERRN, dass ER mich dazu auserwählt hat, ihr dies zu sagen: „Nein, es ist nicht hart, sondern es ist gerecht! Siehst Du, GOTT hat uns alle gleich lieb. Da kann ER nicht zu mir sagen: `Das ist nicht so schlimm, was Du getan hast`, wenn ER gleichzeitig Dich, Deine Eltern und Deine Geschwister darunter leiden sieht.“ Daraufhin haben ihre Augen geleuchtet! Es hatte ihr wohl noch niemand gesagt, dass GOTT sie liebt und sie IHM wichtig ist. GOTTES Liebe berührte und beschenkte uns beide in jenem Moment auf wunderbare Weise!
Meine Dankbarkeit kennt keine Grenzen, wenn ich mir bewusst mache, mit welch liebevoller Barmherzigkeit unser HERR mich führt – und jeden Menschen führen will! Die Geistliche Kommunion ist eine Kommunion des Herzens, die durch die unendliche Barmherzigkeit GOTTES ermöglicht wird und jedem offen steht! Deswegen möchte ich alle, die in der gleichen Situation leben wie ich, ausdrücklich dazu ermuntern, diese barmherzige Gemeinschaft mit unserem HERRN zu suchen!
SEINE Barmherzigkeit schließt beides mit ein: sowohl Mitleid als auch Gerechtigkeit. Mitleid, indem ER uns nicht mit unserer Schuld alleine lässt, sondern sie mit uns trägt, erträgt und uns neue Wege zeigt, wie wir in angemessener und sinnvoller Weise mit der Schuld umgehen können. Und Gerechtigkeit, indem ER unseren Blick auch auf unsere Mitmenschen weitet, die – ebenso wie wir – Anteil an SEINER Liebe haben.
Wenn wir uns auf diese Weise von IHM führen lassen, kommen wieder Freude und Licht in unser Leben… und wir können aus tiefstem, dankbarem Herzen mit Psalm 40 ausrufen: „Zahlreich sind die Wunder, die DU getan hast, und DEINE Pläne mit uns; HERR, mein GOTT, nichts kommt DIR gleich!“
Teresa