Denn ich, ich kenne
meine Pläne,
die ich für euch habe –
Spruch des Herrn -,
Pläne des Heils
und nicht des Unheils;
denn ich will euch eine Zukunft
und eine Hoffnung geben.
Jer 29,11
Von der Trauer zur Freude,
zu einem neuen Leben aus Gottes Kraft
Die Zeiten vor und nach einer Trennung bis hin zur Scheidung und Jahre danach sind nicht leicht. Die Wunden, die auf beiden Seiten zugefügt werden, heilen schwer und bedürfen der Hilfe von verständnisvollen Menschen, Seelsorgern und manchmal eines Therapeuten. Das Zerbrechen der ehelichen Lebensgemeinschaft ist für die meisten Menschen ein Schock und das muss verarbeitet werden. Dies erfordert Neuorientierung, oftmals eine Suche nach Arbeit oder Wohnung. Umzug, Geldnot, Spannungen, Einsamkeit usw. können diese Zeit prägen.
Viele sind körperlich und seelisch belastet und Gefühle wie Wut, Ohnmacht, Schuldgefühle, Angst, Traurigkeit bis hin zur Depression oder Aggression bestimmen den Alltag. Wo gibt es Hilfe? Wer begleitet Menschen in dieser Not?
Das Leid der Kinder ist groß. Der Streit der Eltern, die Trennung von Vater und Mutter, das hin und her Pendeln zwischen den Eltern, der Kampf um das Vermögen prägen unsere Kinder. Diese großen Probleme werden viel zu wenig beachtet. Auffälliges Verhalten ist nicht selten eine Reaktion der Kinder auf diese Überforderungen oder sie leiden still vor sich hin.
Ich bin 1946 geboren, 1970 haben wir geheiratet und wir haben 2 Töchter und 5 Enkelkinder. Unsere Ehe wurde nach 26 Ehejahren geschieden. Für mich war von Anfang an klar, dass ich keine neue Partnerschaft eingehen möchte. Der Grund für diese Entscheidung war für mich mein JA am Traualtar und mein Versprechen, die Treue zu halten. Jesus als Dritter im Ehebund hielt Seine Hand über mich und schenkte mir die Gnade, diese Treue auch zu leben. Der Weg mit Christus gab mir immer wieder neue Kraft, meine Wunden wurden geheilt und mit Gottes Hilfe durfte ich meine Anteile am Scheitern unserer Ehe erkennen. Durch das Sakrament der Beichte erlangte ich Vergebung und lernte zugleich, auch selbst zu vergeben.
Ein wichtiger Anteil für diese Versöhntheit wurde mir geschenkt durch das Kennenlernen der Gemeinschaft Familie Solitude Myriam (FSM). 2003 bekam ich eine Einladung zum Symposium der Bewegung Hauskirche in Salzburg. Viel Schönes erfuhr ich dort über das Gelingen von Ehe und Familie, und die Vortragenden sprachen auch die Not von Trennungen und Scheidungen an. Als bereits geschiedene Frau kam dabei in mir die Frage hoch, was tut denn die Kirche gegen diese Not? Nach dem Vortrag des österreichischen Familienbischofs DDr. Klaus Küng fasste ich den Mut, auf ihn zuzugehen und ihm diese Frage zu stellen. Bischof Klaus begegnete mir sehr offen und sagte mir, dass es ihm ein großes Anliegen ist, diesen Menschen zu helfen. Und es war seine Frage an mich, ob ich dabei mithelfen möchte? Auf mein Ja hin brachte er mich mit der Gemeinschaft FSM und mit dem Mitglied von FSM in der Schweiz, Frau Emma Schumacher, in Kontakt.
Somit begann mein Weg mit FSM. Das Kennenlernen der Geschichte unserer Gründerin Danielle Bourgeois und der Spiritualität von FSM haben mich sehr angesprochen. Mich faszinierte die Zusage, dass Gott aus unserem Scheitern Neues erstehen lassen will. Wie geschieht das? Das Charisma unsere Gemeinschaft zeigt uns diesen Heilungsweg: Wir dürfen vor Gott hintreten, IHM alles anvertrauen, was unsere Herzen bewegt, die ganze Vergangenheit, ja, auch unsere Enttäuschung, unsere Wut, unsere Verletztheiten… Und wir dürfen darauf hoffen, dass wir durch Seine Wunden geheilt werden.
Ein weiterer Schritt auf diesem Heilungsweg ist die Vergebung. Vergebung ist ein Prozess, und bedarf Geduld. Vergebung ist auch eine Entscheidung. Oft ist es uns nicht möglich zu vergeben, aber mit der Hilfe Gottes wird es möglich.
Nachdem ich selbst diesen Heilungsweg gehen durfte, kam dann aber eine leidvolle Erfahrung: Die Ehe einer unserer Töchter zerbrach und unsere Enkelkinder erlebten die Not einer Trennung. Diese nochmalige Auseinandersetzung mit dem Leid einer Scheidung und den schmerzhaften Folgen für die Kinder führte dazu, dass mein Mann und ich erkannten, dass wir als Großeltern eine wichtige Aufgabe für Tochter und Enkelkinder haben. Als großes Geschenk empfinde ich, dass wir als Familie seit Jahren alle Familienfeste miteinander feiern und Kontakte pflegen.
„Was täte ich ohne Dich, Gott“ – war oftmals mein innerer und lauter Ruf.
2013 wurde ich als externes Mitglied in die Gemeinschaft Solitude Myriam aufgenommen und habe mein Leben ganz in die Hände Gottes gegeben und mich IHM geweiht. Gott hat auch mir eine neue Chance gegeben und ich darf seit Jahren Gruppen für Menschen in Trennung und Scheidung aufbauen. Eine große Hilfe bei diesem Aufbau ist Weihbischof Dr. Andreas Laun und das Referat für Ehe und Familie in Salzburg.
Bei unseren Treffen erlebe ich, dass Jesus durch Sein Wort, durch das Gebet, den Austausch, den Lobpreis und durch das fröhliche Miteinander unser Leben verändert.
Seit über 20 Jahren begleitet mich das Wort „Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien“ (Joh 7,32). Davon bin ich zutiefst überzeugt. Gott will das Heil aller Menschen und wenn wir Seine göttlichen Ordnungen annehmen und danach leben, werden wir erleben, dass unsere Trauer in Freude verwandelt wird.
Waltraut Dorothea Sennewald,
Leitung FSM –
Deutschland/Österreich