Alles vermag ich durch IHN, der mir Kraft gibt
Ich war ein guter traditioneller Christ, aber auch geprägt von den Neuaufbrüchen der 70iger Jahre, wo vieles an Gültigkeit verloren hatte. Trotzdem war in mir bereits nach der Hl. Erstkommunion und auch in den Jugendjahren die Sehnsucht und Gedanken da, Gott nachzufolgen. Mit 20 Jahren bekam mein Leben aufgrund einer Vergewaltigung eine komplette Kehrtwendung. Alles was mir bis dahin an christlich-katholischen Werten wichtig war, hatte an Bedeutung verloren. Mit 23 Jahren hatte ich eine Beziehung mit einem verheirateten Mann, die mich sehr belastet hat, weil ich wusste, dass dies nicht in Ordnung ist. Nach vier Monaten beendete ich diese Beziehung ohne zu wissen, dass ich bereits meinen Sohn unter dem Herzen trug. In dieser Not suchte ich oft Zuflucht in der Stille einer Marienkirche. Damals begann eine persönliche Beziehung zu Gott und Maria, ohne dass es mir bewusst war.
Als mein Sohn im Schulalter war, heiratete ich. Trotz meines turbulenten Lebens, dem Zusammenleben vor der Ehe, war mir die kirchliche Eheschließung sehr wichtig. Der Schritt in eine dauerhafte Ehe war tief in meinem Herzen, aufgrund verschiedener Vorkommnisse vor der Hochzeit, jedoch sehr fraglich. Aber ich hatte nicht den Mut alles abzusagen. Das Chaos der Ehe war vorprogrammiert. Scheidungsgedanken traten bald auf, die ich aufgrund der kirchlichen Trauung sogleich verwarf, auch Suizidgedanken stiegen hoch. Letztlich reichte ich nach nicht einmal zwei Ehejahren die Scheidung ein. Eines war mir von Anfang an klar, es gibt keine neue Beziehung, denn ich hatte vor Gott einen Bund mit meinem Mann geschlossen: „Bis dass der Tod uns scheidet!“ Da stand ich nun, in den Blütejahren meines Lebens, mit einem Kind und einer gescheiterten Ehe.
Durch den Kontakt mit der charismatischen Erneuerung hörte ich zum ersten Mal von einem Gott, der mich liebt, der mich kennt, der mich ganz persönlich meint. Gott hat damals ganz konkret in mein Leben eingegriffen. Der neue, persönliche Glaubensweg war mir als alleinerziehende Mutter eine große Hilfe. In der Zeit der Pubertät meines Sohnes, als alles verloren schien, griff Gott noch einmal wirkkräftig ein. Erst im Rückblick konnte ich all die Vorkommnisse verstehen. Gott wollte mich und mein Vertrauen prüfen, sodass ER Seinen Platz in meinem Leben bekomme. Gott hat mich damals „hart gezüchtigt, doch er hat mich nicht dem Tod übergegeben“ (Ps. 118,18). Es blieb nur mehr ER als einziger Halt, vertrauend auf Seine Kraft. In dieser großen Bedrängnis kam ich zu einer Gemeinschaft, in der ich Gottes Liebe zum ersten Mal wirklich in meinem Herzen erfahren und spüren durfte. So kam ich auch nach Medjugorje, wo sich der Himmel ganz neu für mich auftat. JESUS wusste, wie sehr ich die Hilfe seiner Mutter brauchte. Die nachfolgenden Jahre stärkten meinen Glauben, mein Vertrauen in Gottes Kraft, Führung und Vorsehung. So wuchs auch meine verschüttete Sehnsucht ganz Gott zu gehören wieder in mir. Dafür stand aber meine gescheiterte Ehe im Weg. Nach langem Ringen reichte ich nach 22 Jahren das Annullierungsverfahren ein. Mein Mann hatte eine neue Familie gegründet und an diesem Verfahren kein Interesse. GOTT zeigte mir auch hier seine Anwesenheit und Liebe, denn genau an meinem Hochzeitstag lag die „Ehenichtigkeitserklärung“ in meinem Postfach. Mit diesem Ereignis begann mein Weg in der Freiheit, als Kind Gottes zu leben, ganz neu. Es stimmt wirklich: „Vom Kopf ins Herz ist der längste Weg.“
Im Herbst 2015 bekam ich die Broschüre von FSM in die Hand. Ich fühlte mich sofort davon angesprochen, besonders von den Zeugnissen, in denen ich mich immer irgendwo wiederfand. Sofort brannte mein Herz für die Gemeinschaft der Familie Solitude Myriam. Es reifte in mir das Bedürfnis heran einen Informationsabend in Graz von FSM zu organisieren, wodurch ich mit den Verantwortlichen für den deutschsprachigen Raum in Verbindung kam.
Ich konnte im Mai 2016 mit einer Gruppe aus FSM-Mitgliedern aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Slowakei mit nach Kanada fahren. So durfte ich eine wunderbare Zeit in Kanada mit der Gründerin Danielle und ihrer Gemeinschaft erleben. Die Krönung dieser Tage war meine, bei Reiseantritt, noch nicht vorhersehbare und nicht einmal angedachte Entscheidung, bei Danielle anzufragen, ob ich das Engagement für die Gemeinschaft Familie Solitude Myriam machen darf. Danielles „Qui“ auf meine Antwort und Bitte berührte mich sehr und so wurde ich am letzten Tag bei der Heiligen Messe vor Danielle in die Gemeinschaft aufgenommen. Gott hat vieles in meinem Leben bis heute zugelassen, manches bleibt unverständlich. Vieles lässt mich staunen, wie Gott wahrlich auf krummen Zeilen gerade schreiben kann.
Nach dem Besuch zweier Grundseminare durfte ich mit einer Gruppe in Graz, gemeinsam den Weg von FSM – den Weg der inneren Heilung – gehen. Die Etappen des Annehmens, des Vergebens und des Versöhnens sind mir wichtige Hilfen für schwierige zwischenmenschliche Beziehungen geworden. Immer wieder darf ich erfahren, wie zum Teil tiefe Verletzungen heil werden und ich den anderen neu in Liebe annehmen lerne. So darf ich begleitend seit 1. Jänner 2022 auch mit der Gruppe in St. Pölten den Weg von FSM gehen. Es ist eine Freude zu sehen, wie Gott in jedem Menschen wirkt.
Seit Beginn 2022 wurde mir die Leitung für FSM-Österreich mit der Stellvertretung von Sieglinde Rosenmayer anvertraut. Durch die Vertiefung in der Spiritualität von FSM wurde mir mehr und mehr klar, welche besondere Berufung wir in dieser Gemeinschaft, gerade in dieser Zeit, haben. Diese Aufgabe kann ich nicht aus mir heraus erfüllen, sondern nur durch IHN, der mir Kraft gibt.
So kann ich heute ehrlichen Herzens „DANKE“ sagen für mein Leben, so wie es war, ist und noch sein wird und mit den Worten des Hl. Paulus schließen: „Wir wissen, dass Gott bei denen die ihn lieben, alles zum Guten führt, bei denen, die nach seinem ewigen Plan berufen sind.“ (Röm 8,28)
Silvia Gebley
Leitung Familie Solitude Myriam Österreich