Kurze Anmerkung
zur „Geistigen Kommunion”
MSGR. CASETTI CHRISTOPH
Das Sakrament der Eucharistie ist Quelle und Höhepunkt unseres Glaubens. Wir sind dazu eingeladen, Jesus in den Gestalten des Brotes und des Weines zwar verborgen, aber wirklich zu empfangen.
Um dieser Einladung zu entsprechen, müssen wir uns auf diesen so hohen, so heiligen Moment vorbereiten. Der heilige Paulus fordert zu einer Gewissenserforschung auf: „Wer unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt” (1 Kor 11,27-29). Wer sich einer schweren Sünde bewusst ist, darf die Eucharistie nicht empfangen, ohne vorher im Bußsakrament die Lossprechung empfangen zu haben.

Jesus selbst hat gelehrt: „Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet” (Mk 10,11-12). Aus der Sicht der Bibel und der Kirche ist Ehebruch eine schwere Sünde. Wenn Gläubige, die sakramental verheiratet sind, nach einer zivilen Scheidung mit einer anderen Person eheähnlich zusammenleben, sind sie objektiv in einen Zustand der schweren Sünde und schließen sich damit selber vom Empfang der Sakramente aus, solange diese Situation andauert. Indem sie auf den Empfang der Kommunion verzichten, geben sie indirekt ein Zeugnis für die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe.
Nun wird diesen Gläubigen empfohlen, die “geistige Kommunion” zu empfangen. Dem wird entgegengehalten, wer würdig sei, die geistige Kommunion zu empfangen, dem könne man nicht die sakramentale Kommunion verweigern. Denn die geistige Kommunion sei die Vollendung der sakramentalen Kommunion. Sie ziele auf die innere Wirkung, eben auf die geistliche Frucht des sakramentalen Zeichens ab.
Der Ausdruck „geistige Kommunion” ist jedoch nicht eindeutig. Er meint einerseits die Kommunion eines Gläubigen, der im Stand der Gnade ist, aber aus äußeren Gründen nicht sakramental kommunizieren kann. Er empfängt die Frucht des Sakramentes, ohne das Zeichen empfangen zu können.
In einem zweiten Sinn meint der Ausdruck „geistige Kommunion” die Kommunion eines Gläubigen, der wegen einer schweren Sünde zur Zeit weder in der Lage ist, das sakramentale Zeichen zu empfangen noch seine Frucht. Indem er an der heiligen Messe teilnimmt, drückt er seine Sehnsucht nach der vollständigen Kommunion aus, nach dem sichtbaren Zeichen und seiner Frucht. So bittet er Jesus um Hilfe auf seinem Weg der Bekehrung.
Mit Bezug auf die Väter hat das Konzil von Trient drei Weisen, die Kommunion zu empfangen unterschieden:
- Einige empfangen sie nur sakramental. Das ist der Fall bei den Sündern, die kommunizieren, ohne im Stand der Gnade zu sein. Eine solche Kommunion ist fruchtlos und man zieht sich das Gericht zu.
- Einige empfangen sie nur geistlich, in lebendigem Glauben und in Liebe. Weil sie aus äußeren Gründen am sakramentalen Empfang gehindert sind, empfangen sie dennoch die Früchte des Sakramentes.
- Die Dritten empfangen die Kommunion sowohl sakramental als auch geistlich. Sie haben ihr Gewissen erforscht und sich so vorbereitet, dass sie mit dem hochzeitlichen Gewand am königlichen Mahl teilnehmen können (Mt 22,11-14).
- Im Blick auf die (zivil) wiederverheirateten Geschiedenen scheint mir der Begriff „Kommunion der Sehnsucht” weniger missverständlich zu sein als der Begriff „geistige Kommunion”. In der Kommunion der Sehnsucht öffnet sich dem Gläubigen ein Weg der Bekehrung. Die Sehnsucht kann zum Beispiel so ausgedrückt werden:
„Jesus, ich glaube, dass du wahrhaft gegenwärtig bist im allerheiligsten Sakrament des Altares. Ich weiß, dass du mich liebst, auch wenn ich dich zur Zeit nicht empfangen kann in der heiligen Kommunion. Ich sehne mich nach dir. Komm zu uns. Hab Erbarmen mit uns und lass uns dir immer näher kommen. Mit dem hl. Bruder Klaus bete ich: Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich führet zu dir. Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir. Amen.”
† Msgr. Christoph Casetti, Chur