Von der Trauer zur Freude,
zu einem neuen Leben aus Gottes Kraft
Die Zeiten vor und nach einer Trennung bis hin zur Scheidung und Jahre danach sind nicht leicht. Die Wunden, die auf beiden Seiten zugefügt wurden, heilen schwer und bedürfen der Hilfe von verständnisvollen Menschen, Seelsorgern und manchmal eines Therapeuten, letztendlich von GOTT.
Das Zerbrechen der ehelichen Lebensgemeinschaft ist für die meisten Menschen ein Schock und das muss verarbeitet werden. Dies erfordert Neuorientierung, oftmals eine Suche nach Arbeit oder Wohnung. Umzug, Geldnot, Spannungen, Einsamkeit usw. können diese Zeit prägen. Viele sind körperlich und seelisch belastet und Gefühle wie Wut, Ohnmacht, Schuldgefühle, Angst, Traurigkeit bis hin zur Depression oder Aggression bestimmen den Alltag. Besonders schwer haben es alleinerziehende Mütter oder Väter. Wo gibt es Hilfe? Wer begleitet Menschen in dieser Not?
Das Leid der Kinder und Enkelkinder ist groß. Der Streit der Eltern, die Trennung von Vater und Mutter, dass hin und her Pendeln zwischen den Eltern, der Kampf um das Vermögen prägen unsere Kinder. Wir wissen genau, dass wir unsere Kinder aus diesen Problemen heraushalten sollten, dies ist jedoch nicht immer zu verwirklichen. Diese großen Herausforderungen werden viel zu wenig beachtet. Auffälliges Verhalten ist nicht selten eine Reaktion der Kinder auf diese Überforderungen, oftmals leiden sie still vor sich hin.
Wir haben 2 Töchter und 5 Enkelkinder. Nach 26 Ehejahren wurden wir geschieden. Die Scheidung einer unserer Töchter war für mich ebenfalls sehr schmerzhaft, im Besonderen auch im Blick auf die Enkelkinder und im nochmaligen erleben, was Kindern durch eine Scheidung zugemutet wird. Schuldgefühle kamen hoch und ich habe das Scheitern unserer Ehe nochmals betrachtet und meine Anteile ehrlich angeschaut und erkannt, wie sehr ich oft aus verletzten Gefühlen gehandelt habe. Für mich war von Anfang an klar, dass ich keine neue Partnerschaft eingehen möchte. Der Grund für diese Entscheidung war für mich mein JA am Traualtar und meine Versprechen, die Treue zu halten, bis dass der Tod uns scheidet. JESUS als Dritter im Ehebund hielt seine Hand über mich und schenkte mir die Gnade aus dieser Kraftquelle des Ehesakramentes zu schöpfen und den Weg der Treue zu gehen. Durch das Sakrament der Beichte erlangte ich Vergebung und wurde fähig auch zu vergeben.
2003 bekam ich die Einladung zum Symposium der Bewegung Hauskirche in Salzburg. Viel Schönes erfuhr ich dort über das Gelingen von Ehe und Familie und ich hörte gespannt zu, ob auch über das Nichtgelingen einer Ehe gesprochen wird. Zu meiner Erleichterung hörte ich über die Not der Trennungen und Scheidungen auch von den Vortragenden. Nach dem Vortrag vom damaligen österreichischen Familienbischof Klaus Küng habe ich ihn angesprochen und gefragt: „Was tut die Kirche für uns, den Getrennten und Geschiedenen?“ Er sagte sofort, dass ihm die Pastoral für Betroffene schon immer ein großes Anliegen gewesen sei und so begann für mich ein Weg in der Begleitung des Herrn Bischofs. Er vermittelt mich zur Familie Solitude Myriam und somit bekam ich den Kontakt zu Frau Emma Schumacher in der Schweiz. Der Weg von FSM begann nun auch in Deutschland und Österreich. Das Kennenlernen der Geschichte unserer Gründerin Danielle Bourgeois und die Spiritualität von FSM berührten mich sehr. Mich faszinierte die Zusage, dass GOTT aus unserem Scheitern Neues erstehen lassen will. Es ist ein Weg von der Trauer zur Freude, ein Heilungsweg. Wir dürfen vor GOTT hintreten, IHM alles anvertrauen, was unsere Herzen bewegt, die ganze Vergangenheit, unsere Enttäuschungen, unsere Verletzungen, all unsere Gefühle, Wut, Ohnmacht, ja sogar Rachegefühle usw. Wir dürfen vertrauen, dass GOTT unsere Wunden heilt. Ich erlebe es selbst und in der Begleitung immer wieder, wie der Hl. Geist uns durch seine Führung zurüstet, heilt, führt und leitet.
Ich kann nur sagen, ich habe es erlebt und bin GOTT so dankbar, wie ER alles fügt. Auch in unserer Familie kam mit der Zeit Entspannung und ein gutes Miteinander. Wir feiern alle Familienfeste gemeinsam und auch mein Mann und ich können uns gut begegnen. Er ist nicht wiederverheiratet und das erleichtert sehr unsere „neue Beziehung“.
2013 wurde ich als externes Mitglied in die Gemeinschaft FSM aufgenommen und ich habe mein Leben ganz in die Hände Gottes gelegt. GOTT hat auch mir eine neue Aufgabe gegeben und ich darf seit Jahren Gruppen für Menschen in Trennung und Scheidung leiten und aufbauen.
Wir geben das Zeugnis für die Unauflöslichkeit der Ehe und stärken damit nicht nur unsere Familien, sondern die ganze Kirche. Ich darf immer mehr verstehen, dass sich die Prophetie an Danielle durch unsere Nachfolge verwirklicht: „Versammle sie, Ich werde sie heilen, Ich werde ihre Herzen von der Traurigkeit befreien, Ich werde ihnen die Freude wieder geben. Du wirst aus ihnen nicht mehr Geschiedene machen, sondern Geweihte für mein Reich. Dein Haus wird Solitude Myriam heißen.“ Es tröstet mich zu jeder Zeit, wie liebevoll Gott uns hier „als Geweihte“ anspricht. Diese Nachfolge in der Treue zum Sakrament der Ehe zeigt gute Früchte, denn wir erleben einen Weg von der Trauer zur Freude, und dass aus dem Scheitern eine Berufung für sein Reich geschenkt wird.
In der Gemeinschaft gehen und üben wir die Schritte der Annahme und des Vergebens ein. Dieser Prozess ist nicht leicht und fordert uns heraus. Ebenso versuchen wir in unseren Gruppen Wissen über das Sakrament der Ehe zu vertiefen. Es bedarf Geduld und einer immer wieder neuen Entscheidung. Mit Gottes Gnade und Hilfe gelingt es. Das regelmäßige Gebet, der Empfang der Heiligen Sakramente und die geschwisterliche Gemeinschaft geben uns die Kraft und den Mut immer wieder neu zu beginnen, die Situation anzunehmen und von neuem zu vergeben.
Eine große Hilfe bei diesem Aufbau ist für mich Frau Maria Eisl vom Referat für Ehe und Familie der Erzdiözese Salzburg. Durch die stete Unterstützung von Weihbischof Andreas Laun, † Msgr. Christoph Casetti und Bischofsvikar Gerhard Viehhauser erfuhren wir Anerkennung und Wertschätzung. Ein großer Dank gilt ebenfalls auch Prof. Dr. Helmut Prader, der unser geistlicher Begleiter in Österreich ist. Eine besondere Freude war es für mich und unserer Gemeinschaft, als Familienbischof Klaus Küng die Statuten von FSM im Jahr 2018 für seine Diözese anerkannte.
Auf diesen Weg des Aufbaus der Gemeinschaft FSM in Deutschland und Österreich habe ich eine wunderbare Erfahrung machen dürfen. Als wir die erste Auflage der Broschüre „Von der Trauer zur Freude“ zusammenstellten, wussten wir nicht, wie wir diese schlussendlich finanzieren sollten. Hier erwies sich Gott als gnädig. Am Gedenktag der Märtyrer Kardinal John Fisher und Thomas Morus bekam ich zwei große Spenden und die Erstauflage konnte gedruckt werden. Seitdem bete ich oft zu diesen beiden Heiligen und auch zu Johannes, dem Täufer, um Fürsprache für unsere Gemeinschaft. Alle drei gaben ihr Leben für die Wahrheit der Unauflöslichkeit der Ehe. Ihr Heiligen Gottes bittet für uns.
„Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien.“ Dieser Satz trägt und ermutigt mich in meiner Aufgabe als Hauptverantwortliche für FSM im deutschsprachigen Raum. So versucht unsere Gemeinschaft diese Wahrheit, die uns JESUS über die Ehe in seinem Wort geschenkt hat, zu leben, weiterzugeben und aus dieser Kraft zu wirken.
Waltraut Dorothea Sennewald
Hauptverantwortliche für Familie Solitude Myriam
in Deutschland und Österreich